Der große Fehlbetrag unserer Zeit
5 stars
»Ich habe Teta gekannt.« So fängt Franz Werfel an und zählt von Tetas Leben, einer gewöhnlichen Magd mit einem festen Glauben und einer ungewöhnlichen Strategie, um ihr himmlisches Heil zu sichern.
Tatsächlich ist Tetas »Himmel« nicht so sicher, wie sie es glaubt, denn womöglich hat sie ihr Vertrauen in den falschen gesetzt. So geht es in der Erzählung um nichts Geringeres als das Heil von Teta; Teta, die einem so sehr ans Herz wächst, mit ihren Eigenheiten, ihrer Leichtgläubigkeit und vielleicht auch Blindheit vor der Realität. Akkordion spielt sie, doch die Vorzeichen sind ihr zu kompliziert. Nichts liegt näher als, die zu ignorieren, auch wenn so manches ein Halbton verschoben ist.
Als österreichische Erzählung thematisiert »Der veruntreute Himmel« den Katholizismus, aber viel mehr das selbsterstellte Abbild der Realität, in dem wir alle leben. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers, einem Schriftsteller, der Teta auf dem Anwesen von Freunden kennenlernt, dringt die …
»Ich habe Teta gekannt.« So fängt Franz Werfel an und zählt von Tetas Leben, einer gewöhnlichen Magd mit einem festen Glauben und einer ungewöhnlichen Strategie, um ihr himmlisches Heil zu sichern.
Tatsächlich ist Tetas »Himmel« nicht so sicher, wie sie es glaubt, denn womöglich hat sie ihr Vertrauen in den falschen gesetzt. So geht es in der Erzählung um nichts Geringeres als das Heil von Teta; Teta, die einem so sehr ans Herz wächst, mit ihren Eigenheiten, ihrer Leichtgläubigkeit und vielleicht auch Blindheit vor der Realität. Akkordion spielt sie, doch die Vorzeichen sind ihr zu kompliziert. Nichts liegt näher als, die zu ignorieren, auch wenn so manches ein Halbton verschoben ist.
Als österreichische Erzählung thematisiert »Der veruntreute Himmel« den Katholizismus, aber viel mehr das selbsterstellte Abbild der Realität, in dem wir alle leben. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers, einem Schriftsteller, der Teta auf dem Anwesen von Freunden kennenlernt, dringt die Moral dicht an einen heran. Doch warnt uns Werfel nicht zu früh zu über Tetas Leichtgläubigkeit zu richten. »Diese Anklage habe ich von dir erwartet, Theo …«, sagt Tetas Chefin zum Ich-Erzähler, »Grad die wehleidigsten Männer, die sich vor dem Zahnarzt fürchten, sind ja die unerbitterlichsten Moralisten.«
Wie ihre Musik spielt Teta ihr Leben in einer parallelen Welt, die vielleicht etwas krumm, doch für sie vollkommen in Ordnung ist. Die Augen zu öffnen, zu reflektieren kann schmerzen, gerade wenn man sein gesamtes Leben darauf hinarbeitet.
In einer Welt, in der es leicht ist in seiner Bubble zu verschwinden oder nur die bequemen Wahrheiten zu beachten, ist dieses Werk wichtiger denn je. Der Glaube an seine eigene Realität, wie man sie sich selbst schafft, könnte vergebens sein, der ersehnte Himmel von eigennützigen Fremden veruntreut werden.
Auch ich habe Teta gekannt, denn wir alle sind ein wenig Teta.