Jonas reviewed blues in schwarz weiss. nachtgesang by May Ayim
Zuhören lohnt sich
4 stars
Zwei Gedichtbände vereint. May Ayims Lyrik befasst sich meist mit Liebe und Sozialkritik. Afrodeutsche Erfahrungen in kurze Zeilen gegossen. Eine Stimme, die manche nicht hören, gar zum Verstummen bringen wollen. Manchmal finde ich es zu bemüht, wie Ayim Wörter handhabt, um mehr aus ihnen herauszubekommen (z.B. in „ein nicht ganz liebes geh dicht“, S. 41, bei dem Vergangenheits- und Gegenwartsformen von Verben zusammengepresst werden). Mir wirkt das Ergebnis zu schwerfällig, aber vielleicht ist es genau das, was Ayim wollte. Besser gefällt mir, wenn ihre Sprache leichtfüßiger wirkt, dabei aber größere Tiefen zum Klingen bringt (z.B. in „nachtgesang“, S. 141). Viele ihrer Gedichte sind so, hallen nach. Neben vielen ernsten begegnen uns auch heitere Texte. Auch, wenn mir der zweite Band (nachtgesang) insgesamt etwas besser gefallen hat als der erste (blues in schwarz weiss): Lesenswert sind sie beide.
„wir tun was wir können wo man uns läßt
und während sich politiker …
Zwei Gedichtbände vereint. May Ayims Lyrik befasst sich meist mit Liebe und Sozialkritik. Afrodeutsche Erfahrungen in kurze Zeilen gegossen. Eine Stimme, die manche nicht hören, gar zum Verstummen bringen wollen. Manchmal finde ich es zu bemüht, wie Ayim Wörter handhabt, um mehr aus ihnen herauszubekommen (z.B. in „ein nicht ganz liebes geh dicht“, S. 41, bei dem Vergangenheits- und Gegenwartsformen von Verben zusammengepresst werden). Mir wirkt das Ergebnis zu schwerfällig, aber vielleicht ist es genau das, was Ayim wollte. Besser gefällt mir, wenn ihre Sprache leichtfüßiger wirkt, dabei aber größere Tiefen zum Klingen bringt (z.B. in „nachtgesang“, S. 141). Viele ihrer Gedichte sind so, hallen nach. Neben vielen ernsten begegnen uns auch heitere Texte. Auch, wenn mir der zweite Band (nachtgesang) insgesamt etwas besser gefallen hat als der erste (blues in schwarz weiss): Lesenswert sind sie beide.
„wir tun was wir können wo man uns läßt
und während sich politiker in affären verwickeln und aufrüstend zu anstand und ordnung ermahnen
werden die wenigen rebellinnen als terroristinnen verbrannt“ (aus „am anderen ende der revolution“, S. 88)
Kleinkram am Rande: Womöglich wurde die Neuauflage durch einen OCR-Scan der alten Ausgabe erstellt und nicht alle dadurch entstandenen Fehler beseitigt. So wirken jedenfalls mehrere Fälle, in denen statt einem großen Binnen-I ein kleines L erscheint. Das kann man z.B. auf den Seiten 70, 71, 73 sehen. Auf S. 163 ist wohl ein ä als a gesetzt worden: „frauen und manner“. Gerade in der Lyrik einer Autorin, die mit Sprache zu spielen weiß, ist es natürlich frustrierend, wenn durch solche Kleinigkeiten das Vertrauen in die Edition geschmälert wird. Ist das Wort „gegankengedenke“ auf S. 188 Absicht oder wollte Ayim dort „gedankengedenke“ stehen haben? Letzteres halte ich für wahrscheinlicher, weil es besser zum restlichen Stil passt.