»Dann Telefonat mit einem mir unbekannten, älteren Mann in Westdeutschland. Noch am Tag der Histologie war Holm abends auf einer Party mit dem Journalisten T. ins Gespräch gekommen, dessen Vater ebenfalls ein Glioblastom hat und noch immer lebt, zehn Jahre nach der OP. Wenn ich wolle, könne er mir die Nummer besorgen. Es ist vor allem dieses Gespräch mit einem Unbekannten, das mich aufrichtet. Ich erfahre: T. hat als einer der ersten in Deutschland Temodal bekommen. Und es ist schon dreizehn Jahre her. Seitdem kein Rezidiv. Seine Ärzte rieten nach der OP, sich noch ein schönes Jahr zu machen, vielleicht eine Reise zu unternehmen, irgendwas, was er schon immer habe machen wollen, und mit niemandem zu sprechen. Er fing sofort wieder an zu arbeiten. Informierte alle Leute, dass ihm jetzt die Haare ausgingen, sich sonst aber nichts ändere und alles weiterliefe wie bisher, keine Rücksicht, bitte. Er ist Richter.
Und …
»Dann Telefonat mit einem mir unbekannten, älteren Mann in Westdeutschland. Noch am Tag der Histologie war Holm abends auf einer Party mit dem Journalisten T. ins Gespräch gekommen, dessen Vater ebenfalls ein Glioblastom hat und noch immer lebt, zehn Jahre nach der OP. Wenn ich wolle, könne er mir die Nummer besorgen. Es ist vor allem dieses Gespräch mit einem Unbekannten, das mich aufrichtet. Ich erfahre: T. hat als einer der ersten in Deutschland Temodal bekommen. Und es ist schon dreizehn Jahre her. Seitdem kein Rezidiv. Seine Ärzte rieten nach der OP, sich noch ein schönes Jahr zu machen, vielleicht eine Reise zu unternehmen, irgendwas, was er schon immer habe machen wollen, und mit niemandem zu sprechen. Er fing sofort wieder an zu arbeiten. Informierte alle Leute, dass ihm jetzt die Haare ausgingen, sich sonst aber nichts ändere und alles weiterliefe wie bisher, keine Rücksicht, bitte. Er ist Richter.
Und wenn mein Entschluss, was ich machen wollte, nicht schon vorher festgestanden hätte, dann hätte er nach diesem Telefonat festgestanden: Arbeit. Arbeit und Struktur.«
August Diehl ist seit 2013 Ensemble-Mitglied am Burgtheater in Wien. Auf der Leinwand war er unter anderem in Filmen von Heinrich Breloer, Hans-Christian Schmid und Quentin Tarantino zu sehen. Seine Lesung von Wolfgang Herrndorfs "In Plüschgewittern" wurde auf Platz 1 der hr2-Hörbuchbestenliste gewählt.
eines der bücher, die mich tief berührten, weil sie tiefe themen berühren. dabei musste ich aber nicht sinken, sondern konnte bis zum ende entspannt weitergehen. das buch war mir eine loyale begleitung als echter austausch, weil hier ehrlich geschrieben wird
Das Buch umfasst den Blog, den Wolfgang Herrndorf zunächst für seinen Freundeskreis, dann öffentlich schrieb, nachdem bei ihm ein unheilbarer Hirntumor diagnostiziert wurde. Es beginnt gleich mittendrin - später gibt es noch eine Zusammenfassung der Ereignisse von der Diagnose bis zum ersten Eintrag - und das macht es vielleicht für Einige etwas schwer hineinzukommen. Mich hat das gleich reingezogen.
In lakonischem Tonfall schildert Herrndorf seine medizinische Odyssee, neurologischen Probleme, seinenÜberlegungen zur Sterbehilfe und seinen ganz normalen Alltag. Schon gleich zu Beginn ein paar tolle Bemerkungen zu Walser und Tellkamp. Der Titel "Arbeit und Struktur" bezieht sich auf seine Strategie, mit der Diagnose umzugehen, nämlich an seinen Büchern weiter zu arbeiten und so seinem Alltag Struktur zu geben. Tatsächlich schreibt er in dieser Zeit seinen bestseller "Tschick". Trotz des ernsten Hintergrunds ist es oft auch lustig.
Es ist gut einen Monat her, dass ich das Hörbuch gehört habe (übrigens sehr schön …
Das Buch umfasst den Blog, den Wolfgang Herrndorf zunächst für seinen Freundeskreis, dann öffentlich schrieb, nachdem bei ihm ein unheilbarer Hirntumor diagnostiziert wurde. Es beginnt gleich mittendrin - später gibt es noch eine Zusammenfassung der Ereignisse von der Diagnose bis zum ersten Eintrag - und das macht es vielleicht für Einige etwas schwer hineinzukommen. Mich hat das gleich reingezogen.
In lakonischem Tonfall schildert Herrndorf seine medizinische Odyssee, neurologischen Probleme, seinenÜberlegungen zur Sterbehilfe und seinen ganz normalen Alltag. Schon gleich zu Beginn ein paar tolle Bemerkungen zu Walser und Tellkamp. Der Titel "Arbeit und Struktur" bezieht sich auf seine Strategie, mit der Diagnose umzugehen, nämlich an seinen Büchern weiter zu arbeiten und so seinem Alltag Struktur zu geben. Tatsächlich schreibt er in dieser Zeit seinen bestseller "Tschick". Trotz des ernsten Hintergrunds ist es oft auch lustig.
Es ist gut einen Monat her, dass ich das Hörbuch gehört habe (übrigens sehr schön gelesen von August Diehl - ich weiß jetzt auch endlich, wie man "Moleskine" richtig ausspricht) und ich denke immer noch gelegentlich daran. das Ende fand ich auf seine lakonische Art sehr bewegend. Ein tolles Buch.