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Oliver Schröm:  Die Cum-Ex-Files (Ch. Links Verlag) 4 stars

Noch zu wenig Aufmerksamkeit um eine gravierende Angelegenheit

4 stars

Die Cum-ex-Fälle, Taten mit erheblicher Steuerhinterziehung, in ihren Ausmaßen ohnegleichen. Oliver Schröm beleuchtet in seinem Buch "die cum-ex-files" eine Welt mit eigenen Denkmustern, Verbindungen und Kapitalverschiebespielchen, die man anfangs gar nicht durchdringen vermag.

Namen wie der "Drogeriekönig" Erwin Müller, Rafael Roth, Christian Olearius sind nur beispielhaft genannt, wenn man sich vorstellen will, wer sich an deutschen Steuern schamlos bedient hat und welche Akteure dies auch im europäischen Kontext erweitert haben.

Auch die Verbindungen zwischen Warburg-Bank und Hamburger SPD werden gegen Buchende dargestellt und es mag nahezu unglaublich klingen, wie der jetzige Bundeskanzler und damalige Erste Bürgermeister in mehr als 40 Fällen sein Gedächtnis verloren zu haben scheint und sich in Untersuchungsausschüssen nahezu trickreich hindurch manövriert.

Schröm erläutert auch die investigativ-journalistische Arbeitsweise und vermittelt so das Berufsbild, was beim Lesen der Resultate umfangreicher Recherchen oftmals zu kurz kommt. Wer sich nach der Lektüre die Relationen zwischen Sozialbetrug und Steuerhinterziehungen (auch in Bezug zu cum-cum sowie ADRs und cum-fake) ansieht, sieht eine massive Verzerrung des öffentlichen Diskurses und Wahrnehmens jener krimineller Fälle, die mit dem historischen Urteil des Bundesgerichtshof 2021 erst letztinstanzlich als unrechtmäßig entschieden wurden.

Noch heute, 2023, laufen Verfahren in diesem gewaltigen (Akten-)Komplex und der Hauptakteur Hanno Berger, dessen Machenschaften in diesem Buch umfangreich dargestellt werden, tauchen in den Medien mit der Verurteilung auf.

Insgesamt wirkt das Buch Schröms aufklärend, wenngleich man das Gefühl nicht los wird, am Ende doch nur oberflächlich eine Ahnung hierzu zu bekommen. Vielfach wird beispielsweise die journalistische Machweise der Enthüllungen stärker zulasten der eigentlichen inhaltlichen Ebenen von cum-ex erläutert, was zuweilen dann doch auflockernd, aber auch unbefriedigend wirkt.