Old School aber spannend und ideenreich
4 stars
Mit "Die Abschaffung des Todes" schreibt Andreas Eschbach mal wieder einen seiner Techno-Thriller, in denen er eine spannende und reißerische Handlung nutzt, um technologische und philosophische Ideen vorzustellen. Dabei hat man in diesen Büchern von ihm immer das Gefühl, dass die Handlung zwar sehr gut konstruiert ist, aber im Kern nur dazu dient, die Hauptfigur von einem erklärenden Monolog zum nächsten zu geleiten und den Leser dabei nicht zu verlieren.
Die Balance zwischen diesen beiden Aspekten gelingt Eschbach mal mehr und mal weniger gut, dieses Buch ist jedoch mal wieder ein Positivbeispiel: Während seine Hauptfigur dem Geheimnis hinter einem neuen Tech-Start-up nachspürt, lernt sie genau wie die Lesenden eine Menge über das Funktionieren des Gehirns, die Philosophie des Geistes und die technologischen Möglichkeiten, Intelligenz abzubilden.
Das scheint mir im Kern souverän, aber auf das Bild des Gehirns als signalverarbeitendem „Computer“ beschränkt. Das passt natürlich, weil der Roman ja genau im Milieu der amerikanischen Startups spielt, aber auch bei den gezeigten Gegenpositionen fehlen modernere Perspektiven wie die Rolle anderer Nervenregionen für das Denken und Empfinden doch auffällig.
Die Handlung ist auf jeden Fall sehr flott geschrieben und schafft es, mich als Leser zu fesseln. Sie bleibt trotz vieler Wendungen halbwegs glaubwürdig, leider aber ein wenig unter dem Genie-Problem: Wenn lauter Genies gegeneinander intrigieren, bleibt deren Genius letztlich doch auf die Ideen des Autors beschränkt. Auch wenn Eschbach hier sicherlich einer der besseren ist, scheinen mir die "genialen" Ideen seiner Figuren dann gerade als erfahrenem Science-Fiction-Leser relativ offensichtlich und sattsam bekannt. Aber, was soll man machen ... ?
Besonders stark finde ich hingegen die Einbettung der eigentlichen Handlung in den Roman und die Positionierung des Erzählerss, die gerade ganz am Ende auf intelligente Weise die vierte Wand durchbricht und die Grenzen zwischen Fiktion und Realität brüchig werden lässt.
P. S.: Ja, Eschbachs Bücher sind absolut „old school“ und seine Figuren bleiben sehr blass. Sie erfüllen die klassischen Anforderungen des Genres aber nicht wirklich die modernen Erwartungen an Vielfalt und Inklusion.